Arbeiten unter angehobenen Anbaugeräten gehören in der Landtechnik zum Alltag — und sie sind einer der riskantesten Bereiche in Werkstatt und auf dem Hof. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Ein Moment Unachtsamkeit oder eine defekte Sicherung kann schwerwiegende Folgen haben. In diesem Artikel schildere ich die Sicherheitsmaßnahmen, die ich in der Praxis als unverzichtbar erachte, erkläre, wie sie angewendet werden und welche Produkte oder Verfahren sich bewährt haben.
Grundprinzip: Niemals allein auf Hydraulik vertrauen
Hydraulische Systeme sind stark, zuverlässig und bequem — aber sie sind keine Ersatzsicherung. Ich betone immer wieder: Hydraulik hält, Sicherungen tragen. Das bedeutet konkret, dass ein angehobenes Gerät niemals nur durch die Hydraulik des Traktors oder Anbaugeräts gehalten werden darf. Druckverlust, Schlauchbruch oder ein Ventilversagen können dazu führen, dass das Gerät langsam oder sogar schnell absinkt.
Mechanische Abstützungen: Stützen, Böcke und Sperrbolzen
Mechanische Abstützungen sind die primäre Zusatzsicherung. Dazu gehören:
- Verstellbare Stützen oder Domkraftstützen unter Schlegelmulchern, Pflugscharen oder Mähwerken
- Spezielle Aufstellböcke für Front- oder Heckanbaugeräte
- Sperrbolzen/Arretierstifte an Dreipunktaufnahmen, die das Gerät mechanisch blockieren
Ich habe gute Erfahrungen mit verstellbaren Stahlstützen gemacht, die eine große Tragkraft und breite Fußplatten haben — sie verteilen die Last auf weichem Untergrund besser. Marken wie Hünersdorff oder Hersteller aus dem Landtechnik-Zubehörbereich bieten robuste Lösungen an, aber oft lohnt sich auch eine individuell geschweißte Stütze für spezielle Geräte.
Hydraulik-Sicherungen: Rückschlagventile und Feststeller
Neben mechanischen Stützen verwende ich hydraulische Sicherheitskomponenten:
- Rückschlagventile (Check valves) schützen vor unerwünschtem Absinken bei Schlauchbruch.
- Hydraulische Feststeller (Locking valves) halten die Position sicher auch bei wechselndem Druck.
- Druckentlastungsventile verhindern Überdruck-Situationen.
Wichtig ist die Kombination: Hydraulikfeststeller bieten einen guten Schutz, sollten aber immer durch mechanische Abstützungen ergänzt werden. Bei älteren Maschinen lohnt sich der Nachrüstsatz eines renommierten Hydraulikherstellers (z. B. Bosch Rexroth oder Parker) — das erhöht die Sicherheit deutlich.
Sperren und verriegeln: Lockout-Tagout auf dem Hof
Die Prinzipien aus der Industrie (Lockout-Tagout, LOTO) lassen sich gut auf landwirtschaftliche Arbeiten übertragen. Meine Routine vor Arbeiten unter angehobenen Geräten:
- Motor abstellen, Zündschlüssel entfernen.
- Hydraulikschalter in Neutral- oder Feststellposition bringen und blockieren.
- Alle beweglichen Teile gegen unbeabsichtigtes Betätigen sichern (z. B. durch mechanische Verriegelungen).
- Beschilderung anbringen („Arbeiten unter Gerät / Nicht betätigen“).
Ein deutlich sichtbarer Hinweis am Hydraulikhebel oder am Schlüssel weckt zusätzliche Aufmerksamkeit — besonders, wenn mehrere Personen am Betrieb beteiligt sind.
Unterlegplatten und Bodenverhältnisse prüfen
Selbst die beste Stütze nützt wenig auf weichem oder unebenem Untergrund. Achte auf:
- Tragfähige Unterlage: Holzbohlen, dicke Aluminiumplatten oder Stahlplatten unter den Stützfüßen.
- Gefälle vermeiden — das Gerät sollte waagerecht oder leicht entlastet stehen.
- Bei Schnee/Glätte besondere Vorsicht: Rutschhemmende Unterlagen verwenden.
Ich habe bei Reparaturen an einem großen Scheibeneggerät schon einmal erlebt, wie eine Stütze in einen aufgeweichten Boden einsank. Seitdem prüfe ich die Unterlage penibel und lege bei Bedarf Bohlen oder Unterlegplatten an.
Persönliche Schutzausrüstung (PSA) und Arbeitspositionen
PSA ist kein Ersatz für technische Maßnahmen, aber unverzichtbar für das Restrisiko:
- Schutzhelm: besonders bei Arbeiten unter überstehenden Teilen.
- Schnittschutzhandschuhe bei Schneid- oder Schleiftätigkeiten.
- Sicherheitsstiefel mit Stahlkappe.
- Atemschutz, wenn Schweiß- oder Reinigungsarbeiten anstehen.
Außerdem achte ich auf ergonomische Arbeitspositionen: niemals direkt unter einer Last knien, sondern seitlich arbeiten, Füße frei halten und bei Bedarf einen Helfer zur Stabilisierung haben.
Checklisten und Prüfintervalle
Struktur hilft, Fehler zu vermeiden. Ich arbeite mit einer einfachen Checkliste vor jedem Eingriff:
- Gerät abstellen und Zündschlüssel ziehen
- Hydraulikdruck ablassen und prüfen
- Mechanische Stützen montieren und prüfen
- Untergrund kontrollieren / Unterlagen platzieren
- Sicherungen anbringen (LOTO) & Beschilderung anbringen
- PSA anlegen und Helfer informieren
Diese Checkliste hängt bei uns im Werkstattbüro und am Betriebsfunkgerät. Regelmäßige Wartungsintervalle für Hydraulikleitungen, Ventile und Stützen reduzieren das Ausfallrisiko und helfen, versteckte Mängel früh zu erkennen.
Diagnose und Wartung: Vorsorge statt Reparatur im Gefahrenfall
Viele Unfälle liegen nicht an einem einzigen Fehler, sondern an mangelnder Wartung. Prüfe regelmäßig:
- Hydraulikschläuche auf Risse und Quetschstellen
- Schmierung und Verschleiß der Lager und Gelenke
- Korrosion an Stützpunkten und Befestigungen
- Funktionsprüfung von Ventilen und Handbediengeräten
Ich empfehle, kritische Teile austauschbereit zu halten. Ersatzstangen, Bolzen und Stützplatten im Haus zu haben, verkürzt Standzeiten und verhindert riskante Improvisationen.
Tabelle: Vergleich gängiger Stütz- und Sicherungsoptionen
| Option | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|
| Verstellbare Stahlstütze | Hohe Tragkraft, robust, lange Lebensdauer | Relativ schwer, Lagerplatz notwendig |
| Aufstellbock mit breiter Fußplatte | Gute Lastverteilung, stabil auf weichem Boden | Größe kann unhandlich sein |
| Hydraulischer Feststeller | Schnell montiert, hält Position hydraulisch | Kein Ersatz für mechanische Stütze |
| Sperrbolzen/Arretierstifte | Einfache, zuverlässige mechanische Verriegelung | Passt nicht auf alle Konstruktionen |
Schulung und Kommunikation
Technik ist nur so sicher wie die Personen, die sie bedienen. Ich organisiere regelmäßig kurze Sicherheitseinweisungen für Familie und Mitarbeiter: wie Stützen richtig zu positionieren sind, welche Reihenfolge bei LOTO einzuhalten ist und wie Notfälle zu melden sind. Klare Kommunikationsregeln (z. B. „Ich arbeite unter Gerät — nicht bewegen!“) verhindern Missverständnisse.
Wenn Sie eine konkrete Gerätesituation haben, schreiben Sie mir gern eine Beschreibung oder Bilder — ich helfe bei der Auswahl geeigneter Abstützungen und Sicherheitsmaßnahmen. In vielen Fällen reicht eine kleine Investition in mechanische Stützen oder ein Rückschlagventil, um einen großen Sicherheitssprung zu erreichen.