Wie richte ich ein RTK Netzwerk für präzise Spurführung auf meinem Hof ein

Wie richte ich ein RTK Netzwerk für präzise Spurführung auf meinem Hof ein

Ich zeige dir hier, wie ich ein RTK-Netzwerk auf meinem Hof eingerichtet und optimiert habe, damit die Spurführung meiner Maschinen auf Zentimeter genau läuft. Das Thema wirkt zunächst technisch und abstrakt — in der Praxis ist es aber gut machbar, wenn man systematisch vorgeht und die richtigen Komponenten zusammenbringt. Ich beschreibe meine Schritte, typische Fallstricke und praktische Tipps aus der Werkstatt- und Feldarbeit.

Warum ein eigenes RTK-Netzwerk?

RTK (Real Time Kinematic) liefert Positionsgenauigkeiten im Bereich von 1–2 cm für die Spurführung. Für mich als Betreiberin und Technikerin sind die Hauptgründe:

  • präzisere Fahrspuren und damit geringere Überlappungen/Fehlstreifen,
  • bessere Wiederholgenauigkeit bei teilflächenspezifischen Arbeiten,
  • höhere Effizienz beim Spritzen, Düngen und Säen,
  • Unabhängigkeit von öffentlichen Korrekturdiensten und bessere Kontrolle der Empfangsqualität on-farm.
  • Welche Komponenten brauche ich?

    Ein RTK-Netzwerk besteht bei mir aus drei Kernkomponenten:

  • Basisstation(en): GNSS-Receivers mit RTK-Fähigkeit (z. B. Leica, Trimble, NovAtel, u-blox-RTK-Boards für DIY). Ich verwende für meinen zweiten Standort einen Trimble NetR9 und eine günstigere Station auf Basis eines u-blox ZED-F9P für Tests.
  • Rover/Empfänger an der Maschine: Traktor-Rover, häufig über ISOBUS oder NMEA angebunden (z. B. Trimble GFX-750, Topcon X25 oder günstige RTK-Rover für Tests).
  • Kommunikation: RTK-Korrekturdaten müssen vom Base zum Rover gelangen — via UHF-Radio (klassisch), Mobilfunk (NTRIP-Server/Client) oder über ein lokales LTE-Router-Setup. Ich setze lokal auf LTE mit NTRIP, ergänzt durch UHF als Redundanz.
  • Standortwahl und Aufstellung der Basisstation

    Die Genauigkeit hängt stark von der Basisstation ab. Wichtige Punkte:

  • Wähle einen hohen, freien Standort ohne direkte Sichtbehinderung durch Gebäude oder Bäume.
  • Stabile Montage: eine feste Mastmontage oder ein Betonfundament reduziert Schwankungen bei Wind.
  • Antennenhöhe dokumentieren: Die Höhe der Antenne über dem Boden muss genau bekannt und konstant sein.
  • Bei mir ist die Hauptbasis auf einem 3 m Mast am Hof installiert, die Antenne ist 2,95 m über dem Bezugsboden. Eine zweite, mobile Basis stelle ich bei Feldarbeiten in der Nähe auf, um die Distanz zur Hauptbasis zu reduzieren.

    Netzwerk-Topologie: Single Base vs. Network RTK

    Es gibt zwei gängige Ansätze:

  • Single Base RTK: Eine Basis sendet Korrekturen direkt an den Rover. Vorteil: sehr einfach. Nachteil: Genauigkeit nimmt mit Distanz ab — Faustregel: bis 10–20 km ideal.
  • Network RTK (RTK-VRS/MRTK): Mehrere feste Referenzstationen und ein Server berechnen Korrekturen als virtuelle Referenzstation (VRS). Vorteil: gleichmäßig hohe Genauigkeit über ein größeres Gebiet.
  • Auf meinem Betrieb reicht eine gute Single-Base-Anlage meist aus, da die Felder nahe beieinander liegen. Für größere Betriebsflächen oder Genossenschaften empfehle ich Network-RTK oder die Nutzung regionaler CORS/Netzwerke.

    Kommunikation einrichten: NTRIP, UHF, LTE

    Ich beschreibe meine praktische Konfiguration:

  • NTRIP-Server: Die Basis schreibt Korrekturen an einen NTRIP-Caster. Für kleinere Systeme nutze ich das kostenlose rtklib-basierte Setup oder Hersteller-Caster. Achte auf sichere Credentials und feste IPs oder DynDNS.
  • LTE-Router: Am Rover verwende ich einen LTE-Router mit NTRIP-Client (z. B. Teltonika oder Cradlepoint). Vorteil: einfache Integration mit modernen Terminals und guter Mobilitätsbereich.
  • UHF-Radio: Als Backup habe ich ein UHF-Set (z. B. Trimble 450S) direkt zwischen Base und Rover. In Gebieten mit schlechtem Mobilfunk ist UHF oft zuverlässiger.
  • Konfiguration des NTRIP-Casters

    Wichtig ist, folgende Parameter korrekt einzustellen:

  • Mountpoint-Namen und Mount-Typ (z. B. RTK/RTCM3),
  • Übertragungsrate (bps) und Protokollversion,
  • Benutzerverwaltung mit sicheren Zugangsdaten,
  • Logdateien und Monitoring (Uptime, Datenrate), um Fehlfunktionen früh zu erkennen.
  • Ich stelle alle Mountpoints so ein, dass die RTCM3-Messages kompatibel sind mit meinem Rover (RTCM 3.0/3.1 meist problemlos).

    Kalibrierung und Initialisierung der Rover

    Am Traktor sind ein paar Einstellungen entscheidend:

  • Antennen-Offset in der SPS/Traktorsteuerung genau eintragen (Höhe, Längs- und Quer-Offset). Ich messe diese mit einem Bandmaß und notiere sie im Serviceheft.
  • ISOBUS- oder Terminal-Konfiguration: Stelle RTK-Quelle (NTRIP, UHF) und Priorität ein. Viele Terminals erlauben Fallbacks (z. B. RTK → SBAS → GPS).
  • Rover-Firmware aktuell halten — Hersteller-Updates verbessern oft die Erstfix-Algorithmen.
  • Praktische Tests auf dem Feld

    Vor dem produktiven Einsatz teste ich systematisch:

  • Static-Test: Basis + Rover im Feld, Fix-Status abwarten und die Abweichung über mehrere Minuten messen.
  • Dynamic-Test: Spurführung auf einer bekannten Linie prüfen, Überlappungen mit Markierungen kontrollieren.
  • Langzeittest: mehrere Stunden unter verschiedenen Sichtbedingungen, um Multipath-Probleme zu erkennen.
  • Ich habe beobachtet, dass nahe gelegene Metallzäune oder Parzellenbewässerungssysteme Multipath erzeugen können — bei Problemen verschiebe ich die Basis ein paar Meter oder wechsle die Antennenorientierung.

    Typische Fehler und Troubleshooting

    Die häufigsten Probleme und wie ich sie löse:

  • No Fix / Float: Prüfe die Anzahl der sichtbaren Satelliten, Baseline-Distanz, Antennenverkabelung, und ob der NTRIP-Caster Daten sendet.
  • Intermittierende Verbindung: Oft Mobilfunk-Probleme — LTE-Router neu starten, alternative APN prüfen oder UHF als Backup nutzen.
  • Falsche Offsets: Wenn Passgenauigkeit schlecht, erneut Antennenoffset messen und im Terminal eintragen.
  • Kosten und Wirtschaftlichkeit

    Zur Orientierung habe ich eine einfache Übersicht erstellt:

    KomponenteTypische Kosten (ca.)
    Professionelle Base (Trimble/Leica)10.000–25.000 €
    Günstige Base (u-blox F9P DIY)500–2.000 €
    UHF-Radio-Set1.500–4.000 €
    LTE-Router & SIM200–800 € + laufende Kosten
    Rover/Terminal3.000–15.000 €

    Bei mir hat sich die Investition innerhalb weniger Jahre durch Sprit- und Input-Einsparungen sowie Arbeitszeiteffizienz amortisiert. Für kleinere Betriebe kann eine Kooperation mit Nachbarn oder die Nutzung regionaler CORS-Netzwerke wirtschaftlicher sein.

    Praktische Empfehlungen

  • Starte klein: Teste mit einer günstigen Basis (u-blox) und einem LTE-NTRIP-Setup, bevor du in teure professionelle Systeme investierst.
  • Dokumentiere alles: Antennenhöhen, Offsets, Firmwarestände und Feldprotokolle — das hilft bei späteren Fehlern.
  • Nutze Redundanz: LTE + UHF kombiniert minimiert Ausfallrisiken.
  • Schule Fahrer und Personal: Genauigkeit ist nur so gut wie die richtige Bedienung und Kalibrierung vor Ort.
  • Wenn du möchtest, kann ich dir bei der Auswahl von Hardware für deinen Betrieb helfen oder ein Prüfprotokoll für die Inbetriebnahme erstellen. Schreib mir gern mit Angaben zu Betriebsgröße, Feldentfernungen und vorhandener Hardware — dann schaue ich mir an, welches Setup für dich am sinnvollsten ist.


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