Gute Aussaat beginnt nicht erst auf dem Feld – sie beginnt in der Werkstatt mit der richtigen Prüfung und Kalibrierung des Saatgutstreuers. Ich erkläre hier, wie ich Saatgutstreuer ohne Laborgerät zuverlässig prüfe und kalibriere, damit die Aussaat gleichmäßig und reproduzierbar wird. Die Methoden sind praxisbewährt, einfach durchzuführen und benötigen nur wenig Spezialwerkzeug.
Warum Kalibrierung wichtig ist
Ungenaue Ausbringmengen führen zu Streifen, Doppelreihen oder Lücken im Bestand. Das kostet Ertrag und Nerven. Eine regelmäßige Kalibrierung sichert die gewünschte Aussaatstärke und hilft, Diagnosen bei ungleichmäßigem Bestand schnell einzugrenzen. Selbst moderne ISOBUS-gesteuerte Streuer brauchen manuelle Stichproben, denn Sättigung, Feuchtigkeit und Materialeigenschaften ändern die Fördercharakteristik.
Ausrüstung, die ich empfehle
Für die Praxisprüfung brauche ich nur wenige Hilfsmittel. Alles ist leicht zu beschaffen:
Marken wie Amazone, Kverneland oder Sulky liefern oft Kalibrierungsanleitungen für ihre Streuer; ich vergleiche diese Angaben regelmäßig mit meinen Messungen.
Vorbereitung vor der Prüfung
Bevor ich messe, gehe ich systematisch vor:
Die einfache Fangmethode – Schritt für Schritt
Das ist mein Standardtest, wenn kein Labor zur Verfügung steht:
Rechenbeispiele und Umrechnung
Die Umrechnung ist das Herz der Kalibrierung. Ich adaptiere die Formeln an meine Messdauer und Arbeitsbreite.
Beispiel 1 – Direkte Hochrechnung (60 s Messung):
Angaben:
Wenn der Streuer in der Minute der normalen Fahrgeschwindigkeit eine Fläche abdeckt von: Fahrgeschwindigkeit (km/h) × 16,67 × Arbeitsbreite (m) ergibt die Länge in m pro Minute. Bei 8 km/h: 8 × 16,67 = 133,36 m/min. Fläche = 133,36 m × 6 m = 800 m² pro Minute.
Hochrechnung auf 1 ha (10.000 m²):
120 g / 800 m² = 0,15 g/m² → 0,15 × 10.000 = 1.500 g/ha = 1,5 kg/ha
Beispiel 2 – Samenanzahl pro m² (bei Körnern):
Anzahl Körner = 200 g / 45 g × 1000 ≈ 4.444 Körner
Wenn die Messung 1.000 m² abdeckt, wären das ≈ 4,44 Körner/m².
Kalibrieren nach Ziel-Aussaatstärke
Wenn ich eine Zielmenge (z. B. 200 Körner/m² oder 180 kg/ha) habe, vergleiche ich gemessene Werte mit dem Soll und passe die Dosiermechanik an:
Ich dokumentiere jede Einstellung und wiederhole die Messung, bis Abweichung ±5 % beträgt. Bei feinerem Saatgut oder engen Toleranzen gehe ich auf ±3 % runter.
Kalibrierung einzelner Abgänge (Reihen- oder Einzelkornsägeräte)
Bei Einzelkornsägeräten oder Sägeräten mit mehreren Abgängen prüfe ich jeden Abgang separat. Dafür nutze ich kleine Eimer unter jeder Reihe und messe die Verteilung:
Häufige Fehlerquellen und wie ich sie behebe
Aus meiner Praxis die häufigsten Ursachen für ungleichmäßige Aussaat:
Praxis-Tipp: Kontrollfahrten und Feldkontrollen
Kalibrierung in der Werkstatt ist die Basis. Danach mache ich Kontrollfahrten aufs Feld: in unterschiedlichen Bodenbedingungen, bei leichtem Hang und bei variierender Restfeuchte. Direkt nach der Aussaat kontrolliere ich Reihenabstände, Körnerlage (mit einer Hacke aufgraben) und führe Nachmessungen durch. Nur so erkenne ich realitätsnah, wie sich die Einstellung in der Praxis auswirkt.
Dokumentation und Routine
Ich führe ein kleines Kalibrierungsheft für jeden Streuer: Datum, Saatgutart, TKW, Luftfeuchte, gewählter Sollwert, gemessene Werte und eingestellte Parameter. Das spart Zeit bei der nächsten Aussaat und hilft, gerätespezifische Eigenheiten zu dokumentieren.
Wenn nichts mehr hilft: Wann die Werkstatt ran muss
Manche Probleme lassen sich nicht durch Kalibrierung lösen: beschädigte Förderwellen, Elektronikfehler bei teilautonomen Dosiersystemen oder Risse im Behälter. Dann suche ich gezielt nach Ersatzteilen beim Hersteller oder bringe das Gerät in die Fachwerkstatt. Aber die meisten Ungenauigkeiten löse ich mit den beschriebenen, einfachen Prüfmethoden selbst.
| Messdauer | Vorteil | Nachteile |
|---|---|---|
| 30 Sekunden | Schnell, geringerer Materialverbrauch | Höherer Messfehler bei kleinen Mengen |
| 60 Sekunden | Geringerer Messfehler, zuverlässiger | Benötigt mehr Zeit und Saatgut |
Wenn Sie möchten, schicke ich gern eine einfache Kalibrierkarte als PDF zum Ausdrucken, die Sie neben den Streuer legen können. So lassen sich Messungen während der Saison schneller und systematischer durchführen.