Die Saisonwartung von Mähdreschern ist für mich mehr als eine To‑Do‑Liste vor dem Erntebeginn — sie ist die Grundlage für Verfügbarkeit, Sicherheit und effizienten Durchsatz. In diesem Beitrag erkläre ich, wie ich Schritt für Schritt eine praktische, praxistaugliche Checkliste erstelle, welche Punkte unbedingt hinein gehören und wie man die Prüfung dokumentiert. Meine Tipps beruhen auf jahrelanger Arbeit in Werkstätten und auf Höfen sowie auf Tests mit Maschinen wie Claas, John Deere und New Holland.
Warum eine Checkliste? — Mein Anspruch an Funktionalität
Eine gute Checkliste spart Zeit und Nerven: Sie verhindert, dass Kleinigkeiten übersehen werden, reduziert das Risiko von Ausfällen während der Ernte und schafft Transparenz beim Team oder beim Maschinenservice. Für mich muss eine Checkliste:
- klar strukturiert sein (vorher/nachher, täglich/wöchentlich),
- praxisorientiert sein (konkrete Prüfaufträge, keine Allgemeinplätze),
- dokumentierbar sein (Datum, Name, Hinweise, Messwerte),
- flexibel sein (variabel nach Maschinentyp und Betriebsbedingungen).
Aufbau meiner Checkliste
Ich teile die Checkliste in drei Ebenen auf, damit sie im Einsatz leicht zu handhaben ist:
- Level 1 — Sichtprüfung / tägliche Kontrollpunkte: Schnell durchführbar vor Arbeitsbeginn.
- Level 2 — Wöchentliche Funktions- und Sicherheitsprüfungen: Etwas ausführlicher, inkl. Schmierstellen und Schraubenfestigkeit.
- Level 3 — Saison‑ oder Vorbereitungscheck: Vollständige Inspektion, Austausch verschlissener Teile, Kalibrierung von Sensoren und Elektronik.
Konkrete Punkte für die Checkliste
Im Folgenden liste ich die typischen Prüfpunkte, wie ich sie in meine Vorbereitungscheckliste aufnehme. Du kannst die Liste je nach Modell und Hersteller anpassen.
Level 1 — Tägliche Schnellkontrolle
- Sichtprüfung auf Öl-, Hydraulik‑ und Kühlmittellecks.
- Reinigung des Kühlerpakets (Luft/Schneidwerk) und Entfernen von Fremdkörpern.
- Überprüfung Reifen- bzw. Laufwerksdruck und sichtbare Schäden an Reifen.
- Funktionstest Beleuchtung, Warnblinkanlage und Kameras.
- Sicherstellen, dass Messer/Dreschkorb frei beweglich sind (ohne Maschine ein), Sicherheitsbügel ok.
- Kurzcheck der Schmierstellen (sichtbar geölt/geschmiert).
- Überprüfung der Fahr- und Messerhydraulik auf ungewöhnliche Geräusche beim Anfahren.
Level 2 — Wöchentliche Prüfung
- Ölstände (Motor, Getriebe, Hydraulik) messen und notieren; Abweichungen dokumentieren.
- Schneidwerk prüfen: Messer, Messerhalter, Keilriemen, Antriebsriemen auf Verschleiß/Spannung prüfen.
- Dreschsystem inspizieren: Siebe, Dreschkorb, Rüttler, Strangschneider auf Risse und Spiel prüfen.
- Riemen und Ketten schmieren bzw. kontrollieren; Kettenspannung einstellen.
- Elektrik & Sensoren testen: GPS, Telemetrie‑Module, Füllstandssensoren, Drehzahlsensoren.
- Bremstest und Funktion der Betriebsbremse prüfen.
Level 3 — Saison‑/Vorbereitungscheck
- Kompletter Ölwechsel (Motor, Hydraulik, Getriebe) falls fällig, inkl. Filterwechsel.
- Schmierplan vollständig abarbeiten: alle Schmierstellen nach Herstellerangaben.
- Prüfung der Lager (Kardane, Schüttlerlager, Trommellager) auf Spiel/Temperatur.
- Überprüfung und Kalibrierung der Elektronik: Ernteertragsmesser, Feuchtesensoren, Wiegesysteme (falls vorhanden).
- Überprüfung der Kühlanlage: Thermostat, Kühlerschläuche, Wasserpumpe, Frostschutzgehalt.
- Austausch verschlissener Messer, Beläge, Siebe; Überprüfung der Messerwellenführung.
- Software‑Checks: Steuergeräte‑Updates, Firmware der Assistenzsysteme (z. B. HarvestLab von Pöttinger/John Deere MyOperation).
- Erstellung einer Ersatzteilliste für die Saison: häufige Verschleißteile, Dichtungen, Riemen, Sicherungen.
Werkzeuge, Messmittel und Dokumentation
Für mich ist die richtige Ausrüstung genauso wichtig wie die Prüfpunkte. Ich halte folgende Werkzeuge und Hilfsmittel bereit:
- Drehmomentschlüssel, Multimeter, Reifendruckmesser, Füllstandsmessstab.
- Temperaturmessgerät (Infrarot) zur Lagerprüfung; Endoskop für schwer einsehbare Bereiche.
- Schmierfettpresse, Fettgun, geeignetes Schmierfett (Herstellerangaben beachten).
- Checklisten‑Formulare auf Papier und digital (z. B. als Excel oder in Wartungssoftware wie FleetBoard oder Agrirouter integrierbar).
Tabelle: Saisonzeitplan (Beispiel)
| Zeitraum | Aufgabe | Bemerkung |
|---|---|---|
| 2–4 Wochen vor Saison | Kompletter Vorbereitungscheck (Level 3) | Öl und Filter tauschen, Elektronik prüfen, Ersatzteile bestellen |
| Woche vor Saison | Testlauf mit vollem Schneidwerk | Feinabstimmung Dreschwerk, Probefahrt |
| Während Saison | Tägliche Kontrollen und wöchentliche Inspektionen | Dokumentation in Wartungslog |
| Nach Saison | Reinigung, Konservierung, Einlagerung | Korrosionsschutz, Treibstoffstabilisator, Batterie laden |
Digitale Hilfsmittel
Ich nutze gern Kombinationen aus Papierchecklisten für schnelle Sichtprüfungen und digitalen Lösungen für die Langzeitdokumentation. Folgende Tools haben sich bewährt:
- Excel / Google Sheets als flexible Vorlage — einfach anpassbar und offline nutzbar.
- Fleet Management Systeme (z. B. John Deere Operations Center, Claas Telematics) — ideal zur Protokollierung von Betriebsstunden und Fehlercodes.
- Mobil‑Apps für Fotodokumentation und Unterschriftenerfassung — praktisch, um Schadstellen schnell zu dokumentieren.
Sicherheit und Arbeitsorganisation
Vor jeder Wartung schalte ich die Maschine gegen Wiedereinschalten frei, entferne den Zündschlüssel und prüfe die Blockier‑/Sicherheitsbügel. Beim Arbeiten an rotierenden Teilen achte ich auf ausreichend Abstand und verwende persönliche Schutzausrüstung (PSA): Schutzbrille, Handschuhe, Gehörschutz.
Tipps aus der Praxis
- Führe Messwerte (Ölstand, Druck, Temperatur) regelmäßig in einer Tabelle, so erkennst du Trends frühzeitig.
- Beschrifte Schläuche und Leitungen nach dem Ausbau — das spart Zeit beim Wiederzusammenbau.
- Halte Standardersatzteile vor Ort: Keilriemen, Sicherungen, Dichtungen, Messer.
- Schule Bediener regelmäßig auf Reinigungs- und Wartungsroutinen — kleine Maßnahmen vermeiden große Ausfälle.
Wenn du möchtest, sende ich dir gern eine Excel‑Vorlage mit einer anpassbaren Checkliste und einem Saisonzeitplan, die ich in der Werkstatt benutze. Sag mir kurz, welche Mähdreschermarke und Modell du einsetzt — dann passe ich die Liste auf typische Schwachstellen dieses Typs an.